Sonntag, 29.5.
6:30 Uhr: ich wache auf. Es ist schon hell, aber noch ziemlich kühl. Bleibe liegen hab ja noch ein wenig Zeit. Einige Lageänderungen später. 8 Uhr: ich muss auf stehen. Im Zelt ist es zu heiß.
Nach dem Frühstück gehts ans abbauen. Das Zelt steht in der Sonne. Mir läuft die Soße runter. Also kurze Pause. Ich geselle mich zu Robert in den Schatten der den Zeltplatz neben mir hat. Auch ein Bikenomade. Seine erste Frage als wir uns kennen lernten war: wo ist dein Motor? Ja er hat ein Motorrad. Mit 70 kann man so was schon machen. Heute morgen unterhalten wir uns über meine weitere Route und über Baseball, gehört ja irgendwie zusammen. Dann Packen wir beide unsere Sachen zusammen. Ich helfe ihm mit seiner Maschine aus der Parkposition zu kommen und mache mich dann selber auf den Weg.
Es hat schon jetzt um kurz nach 10 über 30 Grad. Das kann ja noch heiter werden.
Die Einrollphase ist kurz. Es geht relativ bald in den Anstieg. Mehr als 1 Stunde Berg auf. Viele Biker grüßen mich. Auch einige Autofahrer heben ein Daumen. Jedes mal bekomme ich ein Grinsen im Gesicht. Nach diesem ersten Anstieg muss ich erst mal Pause machen und auch meine Flaschen nachfüllen. Hab mir in der Früh nur eine her gerichtet. Alles kein Problem. Hab diesmal ja genug Wasser dabei.
Nächstes Ziel ist Groveland. Dort gibt es einen Supermarkt. Hab ich zum Glück gestern schon bei der Touristen Information erfahren.
Großeinkauf: 2 Gallonen Wasser, Wurst, Käse, Brot und Obst. Bringe ich das alles unter? Tatsache. Ein Teil von dem Wasser fülle ich in den Ortlieb Wassersack und die andere Gallone passt gut in die Tasche. Nachdem nebenan eine Bank steht, mache ich dort auch noch gemütlich Mittag.
Beim weiter fahren kommt mir die Tatsache des Tages. 10 Liter Wasser am Rad sind deutlich zu spüren. Als ob jemand die nicht vorhandene Handbremse angezogen hat.
Die Temperatur will nicht runter sondern eher rauf. Die Spitzen liegen bei über 40 Grad Celsius (Muss man in diesem Land ergänzen, weil die mehrheitlich nur komische Maßeinheiten haben. Da lobe ich mir die Metrik. Gestern durfte ich die Einheit Cup kennen lernen. Sehr krumme Zahl wenn man es wirklich genau machen will. Einfache bzw. aufgerundet ist ein Cup = ein viertel Liter).
Heute brauche ich viele Pausen und viel Flüssigkeit. 1 Liter auf 10 km ist ein verdammt hoher Schnitt, aber nötig. Normal schaffe ich auch schon mal 50 km oder mehr mit 1 Liter. Es geht meist Berg auf. Die gegen Abfahrten bringen kurze Abkühlung. Doch was ich Runter fahre muss ich nochmal rauf. Soll ja morgen schließlich auf über 3000 Meter gehen.
Vor dem Yosemite stehen schon Schilder, dass alles voll ist. Egal ich fahre trotzdem bis zum Parkeingang. Dort wird mir gesagt, dass auch für mich nichts frei ist, und ich doch einfach in den National Park 2km zurück fahren und mir dort ein kuschliges Plätzchen suchen soll. Alternativ könnte ich auch zu einem der Umliegenden Campingplätze fahren. Die sind mir alle zu weit.
Öfters mal was neues. Dann halt wild campen. Finde sogar relativ schnell einen Klasse Platz. Nur etwas viele Moskitos. Zum Glück hab ich jetzt so viel Wasser und den Duschaufsatz für den Ortlieb Wassersack dabei. So kann ich zu mindestens das salzige Sonnencreme Gemisch abwaschen. Fühle mich danach fast wie neu. Nachdem ich keine Erlaubnis für offenes Feuer oder Campingkocher habe beleibt die Küche kalt und es gibt nur Brotzeit. Hauptsache es kommt was in den Magen.
Montag, 30.5.
Ich schlafe unruhig, andauernd lausche ich ob irgend was oder wer kommt. Ans Wildcampen muss ich mich noch etwas gewöhnen. Damit ich genug Zeit habe die Strecke gemütlich zu bewältigen steht der Wecker auf 6:45. Ich stehe kurz davor auf bzw. setze mich auf. Draußen ist noch kalt. Erst mal Frühstücken im Zelt und die Taschen packen. Liegt ja eh alles in Reichweite. Als letztes kommt das Zelt zum trocknen in die Sonne. In der Zwischenzeit lege eine Schicht Sonnencreme auf. Wird heute wieder zwingend Nötig sein. Kurz nach 8 ist alles verstaut und ich mache mich auf den Weg zum Parkeingang. Lustiger Weise erwische ich genau den gleichen Ranger wie gestern Abend. 15 $ kostet es mich selbst durch den Park zu fahren. Nach einem kurzem Wortwechsel fülle ich noch schnell meine Wasserreserven auf und los geht es.
Beim Abzweig zum Tioga Pass hole ich noch etwas zu essen. Voll beladen mache ich mich in den Anstieg. Immer wieder kommen kleine Abfahrten dazwischen. Heute sind diese Teilweise richtig frisch. Das Thermometer schwankt zwischen 20 und 30 Grad. Weiter oben liegen auch noch einige Schneefelder, die noch gegen die Sonne ankämpfen. Sie schaffen zwar die Umgebungsthemperatur unten zu halten. Müssen aber viele Opfer lassen. Die Schmelze ist ordentlich im gange.
Die Straße zieht sich erst relativ lange nach oben. Es schaut fast so aus, dass ich den Half Dome diesmal nicht sehen werde. Ich kenne ihn ja schon und hab auch zahllose Bilder davon. Doch nach der zweiten Kuppe sehe ich ihn. Der Ausblick ist einfach der Hammer. Dafür haben sich die 2 Tage Quälerei gelohnt.
Auch der restliche Teil der Tioga Straße bringt immer wieder fabelhafte Ausblicke hervor. Auf über gibt 2600 Metern gibt es sogar Frösche. Ist das dann die Rasse „High Hill“. Ich weis wie viele Kilometer noch bin zum Pass sind. Und bilde mir auch ein die Höhe zu kennen. Zum Glück war mein Navi nicht geeicht. Ich dachte immer, da muss jetzt noch ein ordentlicher Anstieg kommen. Froh war ich, dass es nicht ganz so hoch wie gedacht war. Trotzdem über 3000 Meter. Um aus dem Buch zu Zitieren was ich zur Vorbereitung gelesen habe „Radeln über der Zugspitze“. Das war bzw ist glaube ich mein Höchster Pass, den ich bisher gefahren habe. Vor allem in der Länge. Von 0 auf über 3000 Meter.
Die 2200 Höhenmeter im Anstieg mit knapp 50 Kilo Systemgewicht ziehen mir die Augen zu. Bilder muss ich deshalb nachreichen.