Ötzi 2021 – ein Radmarathon mit Wetterglück

Ich schrecke hoch und schaue auf die Uhr. 5:45. Mist. Entweder hab ich den Wecker um 5 Uhr nicht gehört oder beim stellen ist was schief gelaufen. Beim Radmarathon verschlafen. Kein gutes Vorzeichen. Also alles im kurz Programm. Flaschen füllen, damit Benny noch vor 6 starten kann. Ab dann ist die Straße aus dem Ötztal gesperrt. Toilette, anziehen, eine Hand voll trockenes Müsli in den Mund. Rückentaschen mit Proviant füllen. Frühstück gibt es dann im Startblock.

Unten in der Pension treffe ich noch andere Radler. Das zieht sich auf der Straße durch, was mich deutlich beruhigt, nicht zu spät zu sein.

6:20 Uhr im Startblock: Zwei Schokomuffins und eine Banane. Top Frühstück. Nur hätte ich mir was extra zum Trinken mitnehmen sollen. So muss halt die Radflasche schon herhalten.

Nach dem Frühstück versuche ich weiter vor zu kommen. Um 6:30 Uhr regt sich das Fahrerfeld. Es geht los. Langsam rollen wir Richtung Start. Dabei fällt mir auf, dass die Berge um uns herum weiter oben gezuckert sind. Sprich es hat in den höheren Regionen etwas geschneit. Könnte spannend werden, da die Rennstrecke auch paar mal über 2000 Höhenmeter verläuft.

Ich versuche mich etwas zurück zu halten das Ötztal raus zu. Meistens klappt es auch. In Ötz geht es nicht wie sonst im Kreisverkehr rechts rauf zum Kühtai, sondern weiter das Tal raus. Heute gibt es den Anstieg über den Haiminger Berg und dann ab Ochsengarten wieder auf der normalen Strecke weiter zum Kühtai. Ein Felssturz beschert uns diese 10 Kilometer und 250 Höhenmeter extra. Somit kommen wir passend zur 40. Ausgabe des Ötztaler Radmarathons auf die Werte mit welchen geworben wird: 238 Kilometer mit 5500 Höhenmeter

Vor dem Anfang des Haiminger Bergs wird es leicht chaotisch. Links und Rechts bleiben die Leute stehen um sich auszuziehen. Auf der Straße wird es gedrängt. Ein durchkommen ist nur stellenweise möglich. Ein eigenes Tempo bzw. eine eigene Trittfrequenz zu fahren, daran ist nicht zu denken.

Weiter oben wird es etwas besser. Für die Zwischenabfahrt kurz die Jacke zu machen und etwas mit Kurbeln. Doch die Belastungspause ist schnell vorbei und das Steilste Stück am Kühtai kommt. Jetzt ist das Feld deutlich entzerrt.

Am Kühtai oben hat es 0 Grad Celsius. Deshalb während der Fahrt die Handschuhe anziehen und nicht verweilen.

Bei der Fahrerbesprechung gestern Abend wurde nochmal auf die Gefahrenstellen hingewiesen. Eine davon war die ausgefräste Straße nach den Galerien in der Abfahrt. Die Fräsung war erstaunlich fein und lies sich dadurch erstaunlich gut fahren.

In der Abfahrt wird es wärmer je weiter ich runter komme. Auch zeigt sich etwas blauer Himmel und die Sonne gibt ein kurzes Gastspiel.

Fast bei Kematen fängt mein linker Unterschenkel an zu krampfen. Na das kann ja heiter werden. Also mehr trinken und Beine locker kurbeln.

Am Brenner Reihe ich mich hinten in der Gruppe ein um Kräfte zu sparen und damit keine weiteren Krämpfe kommen. Nachdem mein Trinken langsam knapp wird und ich austreten muss, nutze ich eine bekannte Gelegenheit in Steinach.

So geht es gleich viel entspannter den Rest des Brenners. Auch muss ich nur ein kleines Stück alleine fahren, bis die nächste Gruppe von hinten mich aufsammelt.

Im Brenner Ort wartet Benny bereits mit einem Mini Buffet und frischen Flaschen auf mich. Beim absteigen krampft diesmal das rechte Bein. Somit noch mehr Trinken.

Mit neuer Energie geht es auf die Abwärts Passage nach Sterzing. Es läuft wieder. Wichtig ist immer noch nicht zu über pacen.

Im Anstieg zum Jaufen haben wir fast schon warme Temperaturen. Nur wohin mit der Jacke, welche gerade zu warm ist? Die Armlinge welche ich darunter habe kommen zumindest weg.

Ein Kilometer unterhalb des Passes ist die Labe (Verpflegungsstation). Ich bin nur etwas verwundert, da sie sonst eine Kurve weiter oben ist bei einer Wirtschaft. Doch da steht kein Haus mehr, was ich aber erst von weiter oben so richtig erkenne. Das letzte Mal war ich hier vor zwei Jahren. Da kann sich schon was tun.

An der Verpflegung möchte ich Suppe in eine meiner Trinkflaschen. Die nette Dame am Buffet fragt extra nochmal nach ob ich es erst meine. Nachdem es nur Brühe ist, kommt die Salzige Abwechslung sehr gelegen zu den ganzen süßen Gels. Es gibt auch gleich noch zwei Becher Suppe mit Nudeleinlage für den Sofortverzehr.

Am Pass ist das gleiche Spiel wie auf den anderen auch schon. Jacke zu und Handschuhe an. Hier bin ich froh die Jacke doch noch zu haben.

Bis Sankt Leonhard geht es runter um dann die letzten 30 Kilometer Berg auf in Angriff zu nehmen.

Bei den hier aktuellen 17 Grad sind Jacke und Handschuhe zu warm. Also gleich Jacke auf und Handschuhe in die Tasche. Am Straßenrand erkenne ich Bekannte die hier gerade Urlaub machen und die Rennfahrer anfeuern. Der kurze Wortwechsel läuft während der Fahrt.

Hier sind die Teilnehmer deutlich versprengter so dass Zeit und Platz für den Daily Rupert ist.

Ein kurzes Stück wo ich die Jacke umgebunden habe. Doch auch nur bis zur nächsten Labe, da es die Jacke rutscht und es weiter oben doch frisch ist. Nochmal Suppe, ein Stück Banane und Flaschen auffüllen. Diesmal wieder ohne Suppe.

Das letzte Stück ist reich an Kehren und dadurch abwechslungsreich zu fahren. Freude pur. Von Benny bekomme ich Anfeuerungen auf dem Garmin angezeigt, dass ich unter 10 Stunden schaffen kann.

Kurz vor dem Tunnel treffe ich einen Quäldich Radkollegen. Er ist vorher im Rennverlauf leider gestürzt und kann deshalb nicht mehr so. Ich nehme in an mein Hinterrad bis zum Pass. Oben ist es erneut um den Gefrierpunkt. Es fängt auch zu nieseln an. Also schnell runter.

Noch die 120 Höhenmeter Gegenanstieg zur Mautstation, welche gerne vergessen werden und ab ins Ziel. Trotzdem nochmal volle Konzentration. Wäre schade wenn auf den letzten Metern noch was passiert.

So komme ich nach 9:56 Stunden ins Ziel als 477. Rund 2600 Teilnehmer von möglichen 4000 gehen an den Start. Nur 2163 kommen im Ziel an.

Fazit für die Runde: das Wetter war deutlich besser als in der Fahrerbesprechung angesagt. Lieber wärmer einpacken und auf schlechteres Wetter eingestellt als anders herum.

Ein ganz großes Dankeschön geht an Benny. Ohne ihn am Brenner hätte ich vermutlich die Sub 10 nicht geschafft.

Hier noch das Finisher Trikot, welches man nur bekommt wenn man die Runde komplett mit dem Rad fährt.

5 Gedanken zu „Ötzi 2021 – ein Radmarathon mit Wetterglück“

  1. Sauber!
    Respekt und Anerkennung…!
    An euch beide!!!
    Es ergeben sich Fragen aus dem Beitrag 😉
    -hat Benni auch verschlafen?
    -wie konnte er dich Supporten wenn er doch früher los ist und vor dir angekommen ist…?

    Auf jeden Fall eine Mega krasse Leistung
    HUT AB!

  2. Aaaaah…, verstehe

    REINER Support…, quasi wie bei den Profis 🙂
    Voll professionell, wow!

    Und eine Große Freundschaft!
    Ich bleib dabei

    RESPEKT an euch Beide

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