Wie teilt man 270 km am besten auf? Klar kann man es auf drei Tage machen. Es geht aber auch in zwei. Wird dann etwas anstrengender. Ich nehme noch einen weiteren Faktor in meine Kalkulation. Montag morgen sollte ich Internet haben. Ich bin mir ganz sicher, dass es da paar gibt die das gerne hätten. Unterwegs kann ich mich zur Not auch noch entscheiden. Zumindest bei 75 km. Zwischen Hanksville und Blanding muss sowieso ein Stopp her. Allein schon wegen den Höhenmetern. Nur dazwischen gibt es wenig. Vermutlich nicht mal Internet. Gut zu wissen, dann kann man sich wenigstens vorbereiten.
Als ich beim Frühstück raus schaue ist der Himmel voller dunkler Wolken mit viel Wind aus Westen. Der Wetterbericht sagt für den Vormittag Regenschauer an. Ich trage trotzdem Sonnencreme auf. Wäre ja nicht das erste mal, dass ich mir deshalb einen Sonnenbrand hole. Als ich dann alles zusammen hatte und vor die Tür bin, waren nur noch ein harmlosere Wolken am Himmel mit viel Sonne. So schnell kann es gehen.
Los geht es durch den Capitol Reef National Park. Erst ist er weitläufig, bis es in eine Schlucht Berg ab geht. Rechts wie Links sind unterschiedliche Steinmassive auf geschlichtet. Sehr fasziniert. Stelle mir schon die letzten Tage die Frage wie lange es gedauert hat bis all die Schichten so schön angeordnet waren und wie diese sich dann hier auf getürmt haben.
Bei einer Pause bemerke ich den zweiten Verlust dieser Tour. Am Fronttaschenhalter fehlt eine Schraube samt abstandshalter. Keine Ahnung wo und wann ich diese verloren hab.
Fahre ein Stück weiter. Kann mich nicht auf die Landschaft konzentrieren. Schaue nur am Boden ob da eine passende Schraube liegt. Mir fällt ein, dass ich an meinem Rad irgendwo eine Schraube gesehen habe, welche nicht benötigt wird. Halte auf der nächsten Anhöhe neben einer Leitplanke an. Finde die besagte Schraube an einer Hinterrad Strebe. Vermutlich soll man dort die Kette einhängen können. Blöd, sie ist zu kurz. Drehe von dem Lowrider eine andere Schraube heraus. Mit vertauschen funktioniert es. Fehlt nur noch der abstand. Finde bei der Leitplanke eine lose Mutter. Das Gewinde passt zwar nicht, aber sie passt drauf und gibt den nötigen Abstand. Schaden beseitigt, weiter geht’s. Als ich starte sehe ich noch zwei weitere Schrauben vom nicht montierten dritten Flaschenhalter. Beim nächsten mal denke ich da sicher gleich dran.
Kurz nach Mittag bin ich in Hanksville. Versorge mich dort mit noch mehr Wasser und paar anderen Lebensmitteln. Weitere 70 Kilometer sollten schon noch gehen. Hab ja noch ein wenig Zeit. Mein Weg geht weiter Richtung Süden. Das was vorher überwiegend Rückenwind war ist jetzt von der Seite und schräg von vorne. Die Kilometer ziehen sich langsam dahin. Noch dazu geht es leicht Berg auf.
Bei der Junction zur 276 bleibe ich kurz stehen um Wasser in meine Flaschen um zu füllen. Neben mir bleiben Hüter des Gesetzes stehen und fragen ob alles ok ist und wo ich her komme und wo ich hin fahre. Sie sind beeindruckt. Geben mir noch eine kleine Flasche eiskaltes Wasser und fahren weiter. Ich nehme ein paar Schluck. Es ist so kalt, dass mir das Gehirn „einfriert“. Tut aber verdammt gut.
Ab hier geht es besser. Es geht durch die Glen Canyon National Recreation Area. So wie am Vormittag auch hier wieder ein wunderschönes Tal wo es leicht Berg ab geht zum Lake Powell. Trotzdem sind es noch einige Kilometer und es wird immer Später. Nochmal ein Anstieg und eine ziemlich steile Abfahrt die gnadenlos in den Stein geschlagen wurde und ich bin am See. Hite was eigentlich mein Ziel war liegt auf der anderen Seite. Schaut noch ganz schön weit aus. Kurz darauf erblicke ich einen Campingplatz. Nehmen ja oder nein. Entschließe mich zum bleiben. Es gibt zwar kein Wasser, aber zumindest Toiletten. Das Zelt ist schnell aufgebaut und es gibt etwas zu essen. Es ist immer noch so Lau, dass es keine langen Sachen braucht.
Nur im Schlafanzug lege ich mich auf die Matte. Mehr braucht es aktuell nicht. Den Schlafsack lasse ich in Reichweite. Um 4 Uhr wache ich auf. Es ist etwas frisch. Jetzt kommt der Schlafsack wieder als zudecke zum Einsatz. So hat es sehr gut gepasst.
7 Uhr: Die Sonne scheint ins Zelt. Jetzt aber schnell. Tatsächlich ist alles um kurz nach 8 auf dem Rad und es geht weiter.
Hite liegt etwas Abseits der Hauptstraße. Ich nehme den Umweg in Kauf um noch Wasser auf zu füllen. Schwer beladen geht es weiter.
Nachdem ich die erste Kuppe überwunden habe geht es stetig leicht Berg auf. Ganz selten, dass es Flach oder sogar nach unten geht. Mal kommt der Wind von hinten, dann von vorne, mal von der Seite oder es ist Windstill. Das soll mal einer verstehen, warum der Wind hier so komisch ist. Wohl gemerkt, es geht immer relativ identisch in die gleiche Richtung! Ich gebe auf darüber nach zu denken. Fluche wenn er mich bremst und freue mich wenn er mich etwas unterstützt.
So geht es nahezu 60 Kilometer. Ob ich heute noch ankomme. Die Landschaft ist bei weitem nicht so beeindruckend wie gestern. Gut da war das Mittelstück auch eher fade. Ab und zu gibt es ganz nette Steinformationen und das war es dann auch.
Am Pass oben hab ich 90 Kilometer und es ist kurz nach 4. In Deutschland hätte ich jetzt schon Geburtstag. Hier habe ich noch 50 Kilometer zu bewältigen. Erst mal geht es um die 17 km nur Berg ab. Am Ende der Abfahrt kommt noch einmal ein landschaftliches Highlight. Eine rote schier endlose Steilwand. Erst frage ich mich wo es da weiter gehen soll, dann sehe ich einen kleinen Spalt mit einer Straße. Der Anstieg dort hinauf hat sich echt gewaschen.
Doch es wird im verlauf meines Weges noch Steiler. Es ist schon nach 6 Uhr, 15 Kilometer sind es noch und ich bewege mich mit 5 km/h. Wenn das so weiter geht komme ich erst an wenn es dunkel ist. Hoffentlich bekomme ich noch ein Zimmer. Möchte heute nicht im Zelt schlafen. Zum Glück wird es wieder Flacher und es geht schneller zum Ziel als zwischenzeitlich hoch gerechnet. Fast 2000 hm und knapp 140 km. Ich bin Platt. Wisst ihr wie angenehm da dann eine Dusche ist? Vor allem wenn man zwei Tage am Stück geschwitzt hat. Herrlich.